Die Schwulenbewegung der 70er im Spannungsfeld von Psychoanalyse und historischem Materialismus

Tagung an der Leuphana vom 16.06.-17.06.

mit Martin Dannecker, Lukas Betzler, Hauke Branding, Antoine Idier und dem Arbeitskreis Ungeduld & Theorie

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Programm

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AnkĂĽndigungstext

Ein halbes Jahrhundert liegt die Schwulenbewegung nun zurück. Aus der Ferne wirken die 70er Jahre wie ein kurzer Augenblick – ein kleines Fenster, in dem die Möglichkeit sexueller Befreiung unversehens aufblitzte, bevor die Konterrevolution der AIDSEpidemie das Sichtfeld wieder verdunkelte. Die Katastrophe hat die Perspektive auf Emanzipation verstellt. So wird der Aufstand der Perversen bloß noch als Vorläufer der queeren Bewegung erinnert, oder als Kampf um Bürgerrechte, der mit der gleichgeschlechtlichen Ehe obsolet geworden sei. Diesen Verdrängungsprozess wollen wir stören.

Die Tagung vom 16. bis 17. Juni rekonstruiert die theoretischen und praktischen Auseinandersetzungen der Schwulenbewegung. Dabei bewegen wir uns in einem Spannungsfeld, das von zwei Polen abgesteckt ist: auf der einen Seite die bürgerliche Gesellschaft, die Perversion als Krankheit bekämpft – dagegen ein autoritärer Sozialismus, der Homosexualität als Verfallsprodukt der Bourgeoisie verschmäht. Die Schwulenbewegung ist gerade dort interessant, wo sie sich mit den Waffen ihrer Angreifer zur Wehr setzt: Mit der Psychoanalyse gegen die Psychiatrisierung; mit dem historischen Materialismus gegen den dogmatischen Marxismus. Damit bildet sie den zentralen Ansatzpunkt für eine kritische Theorie der Sexualität.

Diese Konstellation tritt besonders in Frankreich und Westdeutschland zutage. Unser Anliegen fokussiert sich daher auf zwei Theoretiker: Guy Hocquenghem (1946-1988) vom Front Homosexuel d'Action Révolutionnaire (FHAR) in Paris sowie Martin Dannecker (1942), Mitgründer der Rote Zelle Schwul (RotZSchwul) in Frankfurt. Neben ihren Schriften lesen wir weitere Schlüsseldokumente der Bewegung – unter anderem aus dem Tuntenstreit der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW), der einen Brückenschlag zwischen der deutschen und französischen Diskussion darstellt.

Der erste Veranstaltungstag ist der gemeinsamen Lektürearbeit gewidmet, um uns auf eine Reihe von Vorträgen und Diskussionsrunden am Samstag einzustimmen. Dafür konnten wir folgende Gäste gewinnen: Martin Dannecker, Antoine Idier (Biograph von Guy Hocquenghem), Lukas Betzler und Hauke Branding (die beiden Herausgeber von Hocquenghem: Das Homosexuelle Begehren). Die gesamte Tagung ist kostenlos. Bis auf den Vortrag und das Gespräch mit Antoine Idier werden auf Deutsch stattfinden.

Damit wir planen können, meldet Euch bitte im Vorhinein per Mail an: [email protected]

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